Für Bands, Chöre und auch ganze Orchester ist das gemeinsame Proben und Musizieren aufgrund der bestehenden Kontaktregelungen auch bei sinkenden Inzidenzwerten deutlich erschwert. Hinzu kommt, Musikensembles können ihre Arbeit nicht kurzerhand online ausüben. Grund: Die sogenannte Latenzzeit, die bei den gängigen Webvideokonferenz-Systemen Bild- und Tonsignal zeitlich verzögert ankommen lässt und dem gemeinsamen Musizieren im Wege steht.
Die Digitalstadt Darmstadt bietet jetzt einen neuen Service mit der OpenSource Software Jamulus an, mit dem gemeinsames Singen und Proben am Bildschirm möglich ist. Erste Erfolgsgeschichte lässt die renommierte Darmstädter Akademie für Tonkunst verlauten. Chorleiterin Claudia Nicolai: „Ich leite mehrere Chöre, darunter einen Erwachsenen- und zwei Jugendchöre. Während wir im Herbst letzten Jahres uns noch mit dem Singen an der frischen Luft zu helfen versuchten, sind während dem Pandemieverlauf immer mehr Sänger*innen quasi abgetaucht und so habe ich viele von ihnen seit Monaten nicht mehr gesehen.“ Die Versuche mit vielen handelsüblichen Software-Produkten, mit denen im Homeoffice derzeit konferiert wird, brachten keine Abhilfe. „Die Verzögerung von Bild und Ton klingt beim gemeinsamen Musizieren grauenhaft“, so die Chorleiterin. Ihre Chöre verstummten infolge immer mehr. „Dann kam die Idee auf, Jamulus zu nutzen.“
Jamulus ist eine freie Software, die das gemeinsame Musizieren in Echtzeit via Internet ermöglicht. Doch dazu muss sie richtig installiert werden, die Parameter der Software gilt es bedarfsgerecht zu optimieren. Genau diesen Service bietet jetzt die Digitalstadt Darmstadt kostenfrei für Chöre und Orchester in Darmstadt. Systemadministrator Antonio Jorba: „Unsere Systeme stehen in Deutschland und sind natürlich DSGVO-konform. Dennoch gilt es bei der Einrichtung von Jamulus für die synchrone Tonübertragung einiges zu beachten und das Equipment muss sorgfältig ausgesucht werden. Jamulus bietet nur ein Audiosignal, keine Bildübertragung. Wir kombinieren deswegen Jamulus mit unsere Videokonferenz BigBlueButton (BBB). Die Sänger*innen müssen weiterhin ein kabelgebundenes Headset nutzen, um Funkverzögerung und Echos zu vermeiden. Und der Computer muss per LAN-Kabel angeschlossen sein, WLAN erzeugt wiederum Verzögerung. Mobile Endgeräte mit iOS und Android sind übrigens ungeeignet, Jamulus läuft unter Windows, MacOS und Linux. Instrumente lassen sich damit dann ebenfalls verbinden.“
„Wir sind super happy momentan“, resümiert Claudia Nicolai: „Letzten Freitag hatten wir unsere erste richtige Session mit meinem Chor 2.0. Ich war froh, die Jungs und Mädels alle endlich wieder einmal zu hören. Stimmbildung und Stücke proben, hat endlich wieder einen Sinn, man kann an Intonation und Vokalfarben arbeiten. Selbst bin ich nicht die größte Technikheldin und so war ich froh über das Angebot und die tolle Unterstützung der Digitalstadt.“
Wer sich vom Online-Chor mit Jamulus überzeugen will, der ist eingeladen am Digitaltag 2021, einem bundesweiten Online-Aktionstag zur Digitalisierung am 18. Juni 2021, in einem der Angebote der Digitalstadt Darmstadt Claudia Nicolai und Antonio Jorba zu lauschen. Beide werden dann nämlich demonstrieren, wie online musizieren funktioniert.
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